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In vino veritas. Wein im alten Ägypten

Verzeichnis von Ausgaben an Wein
Griechisch – Ägypten, 21. April 321 n. Chr. – Papyrus
Das Doppelblatt aus dem Rechnungsbuch eines großen Haushaltes ist ein sehr frühes Beispiel für die neue Buchform Codex, die ab dem 4. Jahrhundert die damals übliche Buchrolle ablöste. Generell sind Papyrus-Codices selten und wenn sie verwendet wurden, dann vor allem in der Buchführung. Die Empfänger der Weinzahlungen in diesem Papyrus sind z. B. ein Schriftsteller, Köche, Schauspieler oder Officiales aus dem Büro des Statthalters. Zwei Zahlungsposten springen besonders ins Auge: der Arzt Achilleus erhielt „am Fest des Asklepiades“ 6 Knidien Wein (ca. 12–24 Liter) und etwas später sogar 20 Knidien (ca. 40–80 Liter) „am Fest der Homer-Verehrer“. Die Feier eines Homer-Festes verweist auf die kulturellen Aktivitäten der wohlhabenden Elite in den Metropolen Ägyptens, die demonstrativ ihre hellenische Bildung zur Schau stellten.

Wein für ein Geburtstagsfest
Griechisch – Pesla oder Hermupolis, Anf. 4. Jh. n. Chr. – Papyrus
Obwohl nur ein Bruchstück dieser Zahlungsanweisung erhalten ist, gibt sie einige interessante Informationen preis. Der Text stammt aus dem Archiv des Apollonios, einem Verwalter im Dienste eines höher gestellten Mannes namens Hyperechios. Apollonios wird in diesem Text ausnahmsweise mit zwei Titeln, nämlich als Weinverwalter und Gutsverwalter im Dorfe Pesla, angesprochen, und der Empfänger der Wein-Zahlung trägt die in Ägypten höchst selten belegte Bezeichnung „silentiarius“. Mit diesem Terminus können Haussklaven charakterisiert werden, in der Regel begegnen Silentiarii allerdings am Hofe spätantiker Kaiser, wo sie für den geordneten Ablauf der Audienzen zu sorgen hatten. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass ein kaiserlicher Silentiarius in Hermupolis als Empfänger einer Weinzahlung auftritt, daher dürfte der Silentiarius hier einem privaten Haushalt angehören. Bemerkenswert ist ferner der Zahlungsgrund: Der Wein soll für das Geburtstagsfest des Hyperechios ausgefolgt werden.

Einzige vollständig erhaltene Anweisung für die Auszahlung der „annona militaris“
Latein – Ägypten, 19. März 399 n. Chr. – Papyrus
Dies ist die einzige vollständige Anweisung zur Auszahlung der „annona militaris“ (reguläre Steuerleistung für die Heeresversorgung). Sie stammt aus der spätrömischen Militärverwaltung und ist daher in lateinischer Sprache. Die hier angegebenen Wein- und Fleischrationen sind für Soldaten der legio V Macedonica bestimmt, die zu dieser Zeit in Memphis stationiert war. Kommandant der Truppe ist Tribunus Flavius Gaiolus, der noch aus anderen Texten bekannt ist. Die Eintragungen für Wein (Zeile 1–3 mit 835 Tagesrationen) und Fleisch (Zeile 4–6) sind deutlich voneinander abgesetzt und beanspruchen durch die kleine Schrift nur wenig Platz auf dem Papyrus. Zwei große Kreise am Beginn der Zeilen dürften Bearbeitungsvermerke sein. Beide Eintragungen sind mit einem exakten Tagesdatum nach dem römischen Kalender und dem Konsulsjahr versehen, wie es bei Urkunden aus der Militärverwaltung zu erwarten ist.

Liste mit Lorbeerwein und Fischbrühe gemischt mit Wein
Koptisch (Sahidisch) – Ägypten, 7. Jh. n. Chr. – Papyrus
Weinsorten sind in koptisch dokumentarischen Quellen eher selten erwähnt. Diese Liste ist in dieser Hinsicht eine Ausnahme, da sie Lorbeerwein und ein Gefäß Fischbrühe gemischt mit Wein nennt. Weiters sind Kohl, Gemüse, Mehl, Fischbrühe in Pfeffer, Fischbrühe in Öl, Kuchen und Wurst verzeichnet. Lorbeerwein ist ein Gewürzwein; dabei wird Lorbeer zerkleinert und in Rotwein aufgekocht.

Eingekochter Most für den Emir 
Griechisch – Hermopolites, 6. April 644 n. Chr. – Papyrus
Dieser knappen, sprachlich keineswegs glatten Mitteilung ist noch die große Eile anzumerken, die den Schreiber zur Abfassung dieser Bitte um augenblickliche Sendung von Most (hepsema) veranlasst hat. Das Schriftstück gehört zu einem umfangreichen Archiv von griechischen und koptischen Texten, die in den Jahren unmittelbar nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber verfasst wurden und deshalb von herausragender historischer Bedeutung sind. Ein guter Teil des Archives besteht aus der Korrespondenz zwischen Senuthios und Athanasios, zwei hochrangigen Verwaltungsbeamten im Bezirk Hermopolites. Nahezu der gesamte administrative Apparat dieser Jahre bestand noch aus den Griechisch oder Koptisch sprechenden Amtsträgern der byzantinischen Herrschaft, musste sich nun aber vordringlich um die Versorgung der in Ägypten stationierten arabischen Truppen kümmern. Der Brief reiht sich in eine Serie ähnlicher Schreiben ein, die unter großem Zeitdruck versuchen, den Forderungen der arabischen Militärs nach Verpflegungsgütern zu entsprechen. Beim vorliegenden Text geht es um eingekochten, verdickten Most, der für drei Kanzleibeamte (notarii) des arabischen Oberkommandanten, des Emirs, beschafft werden soll. Dieser speziell zubereitete Most wurde vor allem von Arabern konsumiert. Der Absender unterstreicht die Dringlichkeit der Forderung dadurch, dass er dem üblichen Tagesdatum auch die Stunde der Absendung hinzufügt.

Korrespondenz zwischen Vater und Sohn über die Inspektion eines Weingartens der Mutter
Arabisch – Herakleopolites, 9./10. Jh. n. Chr. – Papyrus
Auf der Vorderseite dieses Briefes berichtet ‘Utmân b. Sa‘d seinem Vater Sa‘d b. Muzaffar vom Besuch auf einem Weingut, dessen Eigentümerin Sa‘ads Ehefrau und ‘Utmâns Mutter ist. Die Antwort des Vaters steht auf der Rückseite.








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  • Plakat zur Ausstellung – © Österreichische Nationalbibliothek
    Plakat zur Ausstellung – © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Textiles Medaillon mit Kelterszene; Textilbild Bastfaser (Leinen?), Wolle Ägypten, 4. – 5. Jh. n. Chr. – © Österreichische Nationalbibliothek
    Textiles Medaillon mit Kelterszene; Textilbild Bastfaser (Leinen?), Wolle Ägypten, 4. – 5. Jh. n. Chr. – © Österreichische Nationalbibliothek
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  • Wein für ein Geburtstagsfest; Papyrus Griechisch, Pesla oder Hermupolis, Anf. 4. Jh. n. Chr. – © Österreichische Nationalbibliothek
    Wein für ein Geburtstagsfest; Papyrus Griechisch, Pesla oder Hermupolis, Anf. 4. Jh. n. Chr. – © Österreichische Nationalbibliothek
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  • Verzeichnis von Ausgaben an Wein; Papyrus Griechisch, Ägypten, 21. April 321 n. Chr. – © Österreichische Nationalbibliothek
    Verzeichnis von Ausgaben an Wein; Papyrus Griechisch, Ägypten, 21. April 321 n. Chr. – © Österreichische Nationalbibliothek
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