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Akademie der Künste Bilderkeller

Die Tradition der Meisterschülerausbildung wurde von der, später im Osten gelegenen, Akademie in Nachfolge der Preußischen Akademie weitergeführt. Betreut zunächst in Klassen oder durch einzelne Mitglieder, bot sie jungen Künstlerinnen und Künstlern die Chance, für zwei Jahre relativ unabhängig in den Ateliers am Pariser Platz 4 arbeiten zu können. In der kulturpolitisch brisanten Zeit der 1950er und 1960er Jahre kam es zu reichem Konfliktstoff und großen Aufregungen um die Meisterschülergeneration von Manfred Böttcher, Wieland Förster, Dieter Goltzsche, Harald Metzkes, Ernst Schroeder, Werner Stötzer und Horst Zicklein.
Von Böttcher, Schroeder, Metzkes und Zickelbein haben sich Wandbilder in den Kellerräumen des Gebäudes erhalten. Sie entstanden 1957 und 1958 als Wandschmuck für zwei Faschingsfeste. Bei diesen Wandbildern handelt es sich um mehr als einen Faschingsspaß, wie der Vergleich mit anderen Werken der Künstler verdeutlicht. Sie sind vor allem im Zusammenhang mit den kulturpolitischen Auseinandersetzungen jener Zeit zu sehen, die in der von Fritz Cremer 1961 während des Mauerbaus initiierten Ausstellung „Junge Künstler – Malerei“ kulminierten. Auf dieser Schau waren auch erstmals Arbeiten von Ralf Winkler (alias A. R. Penck) zu sehen. In der Folge dieser Kampagne trat Fritz Cremer als Leiter der Abteilung und Otto Nagel als Präsident der Akademie zurück. Tonbandprotokolle von einem ‚Gesprächsgefecht‘ über diese Akademie-Ausstellung wurden wieder aufgefunden, bei der u. a. der Filmemacher und Maler Böttcher Ɩ Strawalde sich gegen die Angriffe wandte und damalige Mitglieder wie Helene Weigel oder Arnold Zweig engagiert das Wort für die jungen Künstler ergriffen. In den Wandbildern wird deutlich, dass es der Generation der um 1930 geborenen Meisterschüler um einen anderen als den staatlich geforderten Realismus ging. Sie hatten wesentlichen Anteil an der Ausbildung der sogenannten Berliner Schule. Termini wie das „Abseitige“, „Unzeitgemäße“ ihrer „Konservenkunst“ sind exemplarisch für die kunstpolitischen Debatten und Auffassungen der Zeit, mit denen sie sich konfrontiert sahen. Zeitweilig wurde die Meisterschülerausbildung in diesem Zusammenhang sogar ganz ausgesetzt. Der von außen empfundene Druck ließ die jungen Künstler zusammenrücken und in ihren Bildern aufeinander reagieren. Bei Schroeder, Metzkes, Böttcher und Zickelbein kam es zu einer Folge von Bildern in dunklen Farben. Diese „schwarzen Bilder“ korrespondieren mit Tendenzen der europäischen Malerei von Bernard Buffet bis zur Abstraktion von Hans Hartung. Die Meisterschüler sahen sich als Teil einer europäischen Moderne.

In der Schlussphase dieser Zeit entlud sich im Freiraum der Faschingsgestaltung in der Akademie die Experimentierlust, die auch von einem großen Topf schwarzer Farbe gespeist wurde. Freie und unbefangene Szenerien bevölkerten die Wände des Heizungskellers am Pariser Platz. Hier tobte sich aus, was in den Ausstellungen nicht gezeigt werden konnte. Motivisch gehen die Wandbilder auf einen Vorschlag von Werner Stötzer zurück – auf die Dienstmädchenballade vom Wilddieb. So zeigt das inzwischen restaurierte Wandbild von Ernst Schroeder neben einem zierlichen Tischchen mit Petroleumlampe und Porzellanhündchen einen monströsen Hund (laut Metzkes der Hund des Galeristen Rudolf Springer) unter einem Hirschgeweih. An der Wand hängen die Jagdtasche mit einer erlegten Ente und die Flinte. An anderer Stelle hat sich von Schroeder das Interieur eines Wilderers erhalten – das in seinen fast abstrakt zu nennenden stillebenhaften Zügen dem Purismus der Nachkriegszeit entsprach.

Das ebenfalls restaurierte Wandbild von Harald Metzkes, das sich inzwischen im Durchgang zur Behrenstraße befindet, zeigt ein Festmahl. Um eine einfache, auf Böcken ruhende Tischplatte mit einem Wildschweinkopf in der Mitte der Tafel sitzen Herren mit großen schwarzen Hüten und Anzügen. Eine, ihr Gesicht auf die Hand stützende, unbekleidete Frauengestalt, die an Arbeiten Picassos erinnert, sprengt mit ihrer Körpergröße die Proportionen der Komposition und gibt dem Bild gemeinsam mit den über dieser Szene schwebenden Figuren einen surrealen Zug. Dieses Werk kann als kompositorisches Vorbild für Metzkes Gemälde Tischgesellschaft von 1957 (Öl auf Leinwand, 90 x 120) angesehen werden. Auch diese Arbeit wird von einer Tischaufsicht mit Lebensmitteln, Tellern, Besteck und Gläsern beherrscht. Die jungen Männer mit den dunklen Anzügen und die Frauenfigur – hier theatralisch wie in einem Stummfilm seitwärts abgewinkelt – tauchen auch wieder auf. Die strenge Stilisierung der Figuren in Auseinandersetzung mit dem italienischen ‚Realismo’ und die Bevorzugung dunkler Farbtöne sind charakteristisch für die sogenannte „Schwarze Periode“ der Berliner Schule. Akrobaten und Seiltänzer, Gestalten der Commedia dell’arte, Masken- und Karnevalszüge ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bildproduktion von Harald Metzkes.

Besonders frappierend sind auch die weißen Strichmännchen auf schwarzem Grund des inzwischen verstorbenen Malers Manfred Böttcher. Diese leider noch immer nicht restaurierten Bilder – „Pencks vor Penck“ – sind in ihrer Abkehr von den damals geforderten Kriterien der Kulturpolitik am radikalsten.






  • 03.10.2018 - 31.12.2019
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