Ich bin hier!
Von Rembrandt zum Selfie
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Ausstellung31.10.2015 - 31.01.2016
Junge Kunsthalle
Selfies
Begleitausstellung zu Ich bin hier
31. Oktober 2015 – 30. Januar 2016
Selfies sind aus dem Alltag heute nicht mehr wegzudenken. Vor allem für Jugend- liche sind sie ein wichtiges Mittel der Selbstdarstellung. Eine Reflexion über dieses noch junge Phänomen regt die Ausstellung Selfies in der Jungen Kunsthalle an. Die Vermittlungsarbeit setzt bei der Betrachtung der Selbstporträts in der Ausstel- lung „Ich bin hier!“ ein. Vor diesem Anschauungshintergrund können in der Jun- gen Kunsthalle Selbstinszenierungen vorgenommen und Selfies produziert wer- den. Dabei werden die technischen Grenzen des Mediums ausgelotet: Die Selfies werden in Analogie zum Internet in ein „Netz“ gehängt, das immer dichter und verzweigter wird. Ältere Selfies verschwinden nicht, sondern sind immer auffind- bar. Diese Visualisierung soll eine Reflexion über die Handhabung von Bildern im Internet anregen und die Medienkompetenz junger Menschen fördern. In der praktischen Arbeit wird die digitale Produktion mit analogen Techniken verknüpft. Dies ermöglicht den ständigen Blick- und Medienwechsel. Ziel der Vermittlungsar- beit in der Jungen Kunsthalle ist es, ein Bewusstsein für die materielle Bedingtheit aller kreativen Praxis herzustellen: So wie ein Gemälde und eine Druckgrafik durch den Gebrauch und die Beschaffenheit der künstlerischen Mittel und Instrumente bedingt sind, so ist das Selfie durch viele äußere Faktoren bestimmt, z.B. durch die Armeslänge oder den Selfiestick, die den Abstand zur Kamera definieren. Über umfangreiche Aktivitäten in den Sozialen Netzwerken Twitter, Facebook und der Fotosharing-Plattform Instagram werden Zielgruppen, die sich für Selfies interes- sieren, angesprochen. Im Rahmen der trinationalen Kooperation werden Selfies von Jugendlichen gezeigt, die in Kursen der drei beteiligten Museen in Karlsruhe, Lyon und Edinburgh entstanden sind. Darüber hinaus werden Ergebnisse aus ei- nem von der EU geförderten Selfie-Workshop präsentiert, der von drei Studentin- nen der Kunstakademien aus Karlsruhe, Lyon und Edinburgh im Vorfeld mit Ju- gendlichen durchgeführt wurde. 
FRAGEN AN DAS KURATOR/INNENTEAM
Warum ist das Thema Selbstdarstellung gerade in der heutigen Zeit aktuell?
In keiner historischen Epoche war die Gesellschaft so von Bildern bestimmt wie heute. Die Möglichkeit, per Smartphone das eigene Bildnis festzuhalten, es mit Freunden zu teilen und darüber hinaus im Netz zu verbreiten, ist ungeheuer reiz- voll. Diese „moderne Mitteilungssucht“ befriedigt einen Wunsch, der nicht erst mit der Generation Smartphone entstanden ist, sondern in gewisser Hinsicht einen Grundzug des Menschen darstellt. Das heute omnipräsente Selfie lässt sich als eine zeitgenössische Spielart der Selbstdarstellung verstehen, die sich analog zu den technischen Möglichkeiten immer stärker verbreitet und ausdifferenziert.
Warum zeigen Sie Selfies im Kunstmuseum?
Künstlerinnen und Künstler beteiligen sich am Selfie-Phänomen und bereichern die stetig wachsende Bildersammlung im Netz durch Beiträge, die vom schnellen Schnappschuss bis zur sorgfältig inszenierten Versuchsanordnung reichen. Im Rahmen der Ausstellung zeigen wir eine Reihe von Selfies von Ai Weiwei, der sehr experimentell mit dem Medium umgeht, ihm aber zugleich auch eine politische Bedeutung zuweist. Das Kunstmuseum sollte keine finale Bestimmung von Selfies versuchen und das Thema nicht kulturpessimistisch ausblenden. Allein schon der Begriff Selfie ist nicht klar definiert; er ist vielmehr sehr flexibel und wird täglich erweitert. Warum die künstlerische Faszination für Selfies? Warum die nach wie vor große Beliebtheit vor allem bei jungen Leuten? Wir sehen das Museum als Ort der Distanznahme und der Reflexion dieses schillernden Phänomens. Durch die historische Breite unseres Projektes verdeutlichen wir die Reflexe der Kunstgesichte in der Populärkultur. Gleichzeitig können die Besucher ihre eigene Selbstdarstel- lung durch die Betrachtung der Geschichte hinterfragen. „Ich bin hier!“ ermöglicht unseren Besuchern somit Erfahrungen mit künstlerischen Selbstdarstellungen, die den Blick auf den heutigen Mediengebrauch und die Praxis des Selfie-Machens verändern können.
Wie werden die Werke in der Ausstellung „Ich bin hier!“ präsentiert?
Schon im ersten Raum der Ausstellung gibt es eine überraschende Konstellation von Bildern und Gipsabgüssen nach antiken Plastiken, die deutlich macht: Ge- schichte wird hier nicht linear, nicht im zeitlichen Nacheinander – als Gattungsge- schichte des neuzeitlichen Selbstporträts – aufbereitet. Vielmehr werden epochenübergreifend Werke miteinander in Beziehung gesetzt, die nach herkömmli- chen musealen Kategorien getrennt voneinander gezeigt werden. So trifft Remb- randt auf Robert Mapplethorpe, Annie Lennox auf Gustave Courbet und Marie Ellenrieder auf Ken Currie. Kunstgeschichte wird in unserer Ausstellung zwar in einer breiten europäischen Perspektive, aber nur in Bruchstücken erzählt. Das wei- te Feld künstlerischer Selbstdarstellung soll mit seinen vielen unterschiedlichen Facetten gezeigt werden und dabei sollen die Wucht der großen Bilder, aber auch die anekdotischen, skurrilen und bizarren künstlerischen Artikulationen zur Gel- tung kommen. Unsere Präsentation gleicht einer eigenwilligen Versuchsanord- nung, die den Besucher animieren soll, die eingeübten Sehpfade zu verlassen.
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31.10.2015 - 31.01.2016
Di - So 10 - 18 Uhr,
montags geschlossenEintritt
Von 31.10.2015 bis 30.01.2016
regulär € 8 / ermäßigt € 6 /
Schüler € 2 / Familien € 16Freunde der Staatlichen
Kunsthalle haben freien Eintritt. Museumspass frei