Ich bin hier!
Von Rembrandt zum Selfie
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Ausstellung31.10.2015 - 31.01.2016
Das Selbstbildnis zählt zu den großen Themen der europäischen Kunstgeschichte. Seit der Renaissance haben Künstler selbstbewusst ihr eigenes Bild kreiert, sich inszeniert und ihr Image konstruiert. Die Ausstellung „Ich bin hier! Von Rembrandt zum Selfie“ zeigt rund 140 Werke von 100 Künstlerinnen und Künstlern aus sechs Jahrhunderten – ein variantenreiches Panorama von Selbst-Darstellungen in alten und neuen Medien, von der intimen Zeichnung bis zum Selfie im World Wide Web.
Drei europäische Museen – die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, das Musée des Beaux-Arts in Lyon und die National Galleries of Scotland in Edinburgh – sind Partner bei dem trinationalen Kunstereignis „Ich bin hier. Europäische Gesichter“. Es wird von der EU als Teil des Programms „Kreatives Europa“ der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur der Europäischen Kommission großzügig unter- stützt.
Die ältere Kunstgeschichte hat kanonische Formen von Selbstdarstellungen im Porträt hervorgebracht, für die sich auch in den Werken der Ausstellung Entspre- chungen finden lassen: Künstler haben sich oft als Einzelfigur isoliert in Szene ge- setzt – als Akt, in berufsspezifischer Einkleidung, in prachtvoll-feudaler Gewan- dung oder in bürgerlich-sachlichem Habit oder in grotesker Maskerade. Sie zeigen sich mit den Attributen ihrer Arbeit, mit Spiegel, Zeichenstift, Pinsel und Palette; sie verknüpfen Automimesis mit ikonografischen Mustern und versetzen sich in inszenierte Posen – als Märtyrer, Denker oder Melancholiker. Sie stellen sich im szenischen Zusammenhang erzählerischer Kompositionen dar und zeigen sich in Gesellschaft mit Freunden, Kollegen oder in der Familie, im Salon, auf der Reise oder in der freien Natur. Ihre Selbstentwürfe können von neuem Selbstbewusst- sein zeugen, das bis zur hypertrophen Idealisierung der eigenen Person reichen kann, oder sie spiegeln die Befunde künstlerischer Introspektion und profilieren den Künstler im Feld psychosozialer Konfliktlagen. Die Moderne hat das romant sche Dogma der Selbstoffenbarung im Autoporträt hervorgebracht und auf das Verständnis des Künstlers in einem überhistorischen Sinn übertragen: der auto- nome, sozial entwurzelte Künstler als Verkörperung des Ausgegrenzten, Andersar- tigen, Widerständigen, das Bild des Selbst als Abbild von Verzweiflung, Elend und Ekstase, als Spiegel der modernen „Welt-Fremdheit“ des Künstlers. In Abgrenzung zur Krisentypologie des kreativen Menschen hat die Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die überkommenen Repräsentationsmuster außer Kraft ge- setzt, wenn sie sie sich nicht kritisch und ironisch zitierend angeeignet hat. Das Feld künstlerischer Untersuchungen wurde auf den Körper erweitert, der als Mate- rial bearbeitet oder fragmentarisch eingesetzt wird. Seit den 1970er Jahren de- mentieren Künstlerinnen die männlich dominierte Gattung des Selbstporträts, indem sie Ansatzpunkte für spezifisch weibliche Formen der Selbstdarstellung entwickeln; neue Strategien der Selbst-Destruktion wurden in Aktionen und Per- formances erprobt. Die Ausstellung zeigt dieses breite Spektrum in Werken von Vincenzo Campi, Rembrandt van Rijn, Marie Ellenrieder, Gustave Courbet, Hans Thoma, Anselm Feuerbach, Ernst Ludwig Kirchner, Henri Matisse, Max Beckmann, Andy Warhol, Marina Abramović, Tracey Emin, Annie Lennox, Ai Weiwei u. v. a.
Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Einladung an den Besucher, sich selbst in einem magischen Spiegel zu sehen: mit den interaktiven Medienkunstwerken Flick_EU / FLICK_EU Mirror des ZKM l Karlsruhe. Bei dem Projekt FLICK_EU von Peter Weibel und Matthias Gommel werden die Besucher in einem Fotoautomat porträtiert und Teil der Ausstellung. Das Projekt FLICK_EU schafft eine virtuelle Gemeinschaft, denn der Besucher ist digital auch in anderen europäischen Muse- en und Städten präsent. Eine andere Sicht auf die Gemeinschaft der FLICK_EU- Bürger zeigt die Installation FLICK_EU MIRROR von Bernd Lintermann und Joachim Tesch. In einer Projektion sieht der Besucher sein live aufgenommenes Videobild. Nach kurzer Zeit vergröbert sich das Bild und der Betrachter erkennt, dass die ein- zelnen Bildpunkte Porträts von Personen sind, die sich an FLICK_EU beteiligt ha- ben. Flick_EU und FLICK_EU MIRROR sind Reflexionen über die Rolle des Einzelnen, seinen Hang zur Selbstdarstellung und sein Verschwinden in der Masse der digitalen Bilder.
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31.10.2015 - 31.01.2016
Di - So 10 - 18 Uhr,
montags geschlossenEintritt
Von 31.10.2015 bis 30.01.2016
regulär € 8 / ermäßigt € 6 /
Schüler € 2 / Familien € 16Freunde der Staatlichen
Kunsthalle haben freien Eintritt. Museumspass frei