Seltene Lehmbr
Seltene Lehmbruck-Büste bei Ketterers 300. Jubiläumsauktion
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Auktion02.06.2006
Seltene Lehmbr
Im Gegensatz dazu huldigt Otto Dix in seinen Nachkriegsarbeiten gerne einem bäuerlich-derbem Realismus. Sein 1948 entstandener “Bauernhof (in Hemmenhofen)” ist für eine Schätzung von € 50.000-70.000 zu haben. In seiner späteren Schaffensphase, in die auch dieses Ölgemälde fällt, sucht der Künstler noch einmal neue Wege des Ausdrucks. Mit den Motiven, die er nun favorisiert, stellt sich auch eine andere Sicht der Dinge ein.
Eine ganz eigene Sichtweise der Dinge und vor allem der Menschen hat auch Albert Birkle. Es ist sein Gefühl für das nicht primär Sichtbare, für das, was sich erst auf den zweiten Blick offenbart, das seine Arbeiten auszeichnet. So ist
auch sein 1927 entstandenes Ölgemälde “Die Klettenfeve” nicht nur als Porträt einer älteren Frau, sondern vor allem als subjektive Interpretation ihrer Persönlichkeit zu verstehen. Die Schätzung von € 50.000-70.000 für das 46 x 39 cm große Werk wirkt da eher nebensächlich und dürfte wohl, wie bereits bei Birkles “Postagent Häusler”1) und seinem “Bildnis Maler Kath” 2) in früheren Ketterer Kunst-Auktionen geschehen, mit Leichtigkeit übertroffen werden.
Die optische Brillanz, die aus einer Symbiose von pastosem Farbauftrag, hervorragendem Zusammenspiel der Farbflächen und dem gekonnten Aufbau der Komposition in mehreren Bildebenen besteht, macht die Faszination am Werk von Leo Putz aus. In seinem um 1922 entstandenen und mit € 40.000-60.000 taxierten “Damenbildinis”, das vermutlich seine Ehefrau Frieda zeigt, versteht er es auf subtile Weise, vielschichtige Emotionen im Betrachter auszulösen.
Gut eingebettet in die opulente Offerte der Modernen Kunst sind auch 20 Arbeiten von Alberto Giacometti mit Schätzpreisen von € 900 bis € 9.500. Neben fünf Einzelblättern aus der Folge “Paris sans Fin”, die das Leben des Künstlers in Paris mit Straßen- und Platzansichten, Szenen aus seinem Atelier sowie Eindrücken von Menschen, Bars und Cafés dokumentieren, kommen auch zahlreiche
Originalzeichnungen zum Aufruf, unter anderem ein Porträt seines Bruders Diego.
Außerdem kommen hier neben Lovis Corinths “Zentaurenpaar” mit einer Taxe von € 35.000-40.000 und Franz Radziwills “Wintersonne” (Taxe: € 30.000-40.000) auch wichtige Arbeiten von Max Beckmann, Erich Heckel, Ivan Vasilievich Kliun, August Macke, Ewald Mataré, Felix Nussbaum, Pablo Picasso, Camille Pissaro, Christian Rohlfs, Henri de Toulouse-Lautrec, Maurice de Vlaminck, Eduard Vuillard und Lesser Ury sowie Max Ernsts mit € 60.000-70.000 taxiertes Ölgemälde “Oiseau” zum Aufruf.
Teil II der Hauptauktion Modernen Kunst läuft unter dem Titel “Post War” und wird von einem mit € 250.000-300.000 angesetzten Ölgmälde von Georg Baselitz angeführt. Wie viele der Arbeiten dieses Künstlers setzt sich auch “Metametrie” mit dem menschlichen Körper auseinander und überrascht besonders durch die formelle Leichtigkeit, mit der dies geschieht.
Neben der Form sind auch Farbe und Linie bildbestimmend in Emil Schumachers “Lamatan”. Der Künstler selbst meint dazu: “Die Form, die das Leben enthält - ist ‚formlos‘ und doch Form. Farbe - Es genügt nicht zu sagen: diese Farbe ist rot, diese Farbe ist auch roter Stoff, greifbarer, tastbarer Stoff. Es gilt, ihre Gefügigkeit zu überwinden. Nur dann nimmt sie Charakter an.” (E. Schumacher, in: Ein Buch mit sieben Siegeln, Heidelberg 1972). Die Schätzung für dieses beispielhafte Werk des deutschen Informel beträgt € 100.000-150.0000.
In bester deutscher Malertradition greift Markus Lüpertz mit zwei- und dreiteiligen Bildern tradierte Formate der religiösen Malerei auf und führt sie ad absurdum. So auch in seinem mit € 100.000-150.000 taxierten Ölgemälde “Diptychon - Durchschnittene Baumstämme”. Die üblicherweise erzählende oder allegorische Funktion dieser Bildform wird gänzlich negiert und mit der Wiederholung inhaltsloser Motive ins Gegenteil verkehrt.
Im Gegensatz dazu geht es bei Horst Antes und seinen Kopfwesen um die Zwiesprache mit sich selbst. Seine Eiöltemperaarbeit “Interieur Paar” aus dem Jahr 1963 zeigt beide Ansichten des “Kopffüßlers” und besticht mit seiner lebendigen Farbigkeit. Die weibliche Figur ist in Frontalansicht wiedergegeben, während die männliche bereits im Profil dargestellt ist. Die Schätzung liegt bei € 80.000-120.000.
Neben Ernst Wilhelm Nays Scheibenbild “Balance” (Taxe: € 70.000-90.000) kommen im Bereich “Post War” auch Arbeiten von Winfried Gaul, Rupprecht Geiger, Hans Hartung, Jörg Immendorff, Imi Knoebel, Georges Mathieu, Max Peiffer Watenphul, Ulrich Rückriem und HP Zimmer zum Aufruf.
Angeführt wird die 300. Jubiläumsauktion von der Kollektion eines Privatsammlers, die in der Sonderauktion Post War - Internationale Nachkriegskunst angeboten wird. Hier werden alle Arbeiten, die u.a. von Valerio Adami, Donald Baechler, Stephan Balkenhol, Max Bill, William N. Copley, Sam Francis, Gotthard Graubner, Karl Otto Götz, Allen Jones, Martin Kippenberger, Per Kirkeby, Henry Moore, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Neo Rauch, Gerhard Richter, K.R.H Sonderborg, Walter Stöhrer, Fred Thieler, Andy Warhol, Tom Wesselmann, Franz West und Ossip Zadkine kommen, ausnahmslos zum halben Schätzpreis aufgerufen. (siehe Meldung vom 10. Mai 2006).
Die drei Kataloge sind für insgesamt € 45 unter der Telefonnummer 089-55244-0 erhältlich oder können im Internet bestellt werden unter [url]http://www.kettererkunst.de/d/auktion/katalog.shtml.
Die[/url] Vorbesichtigung ausgewählter Werke ist zu folgenden Terminen bei Ketterer Kunst, Meßberghof 2, in Hamburg möglich: