Albert Einstein
Entdeckung eines Briefes von Albert Einstein
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Auktion13.06.2012 - 15.06.2012
1899 trat er in den Vorstand der AEG ein und wechselte einige Jahre später in den Vorstand der Berliner Handelsgesellschaft. Ende des neunzehnten Jahrhunderts begann er, politische Essays und kulturkritische Artikel zu publizieren – ein Weg, der ihn direkt in die Politik führen sollte. Mit Beginn des ersten Weltkriegs wird er mit Aufgaben im preussischen Kriegsministerium betreut. Seine eigentliche politische Karriere beginnt jedoch erst mit dem Ende des Krieges: Rathenau tritt 1918 in die liberale DDP ein. 1921 wird er Reichsminister für Wiederaufbau in der Weimarer Republik, 1922 folgt dann die Ernennung zum Reichsaussenminister. Mit dem Abschluss des Vertrags von Rapallo mit der Sowjetunion über die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und des Wirtschaftsaustausches feiert Rathenau einen großen außenpolitischen Erfolg. Auch gegenüber den Westmächten, bei denen er ein hohes Renommee genießt, setzte er als Liberaler auf Ausgleich und Diplomatie und stand dabei in diametralem Gegensatz zu den Feinden der ersten Demokratie auf deutschem Boden. Am 24. Juni 1922 wurde Rathenau in Berlin von Rechtsradikalen ermordet (Quelle: www.rathenau-stiftung.de).
Nach der Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau am 24. Juni 1922 sagt der enge Freund Rathenaus Einstein alle Vorlesungen und öffentlichen Auftritte ab. Er schreibt einen beachtenswerten Nachruf auf Rathenau.
Sebastian Haffner schreibt in seinem Werk „Geschichte eines Deutschen“ über Rathenau: „ Er gehörte ohne jeden Zweifel zu den fünf, sechs grossen Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts. Er war ein ari- stokratischer Revolutionär, ein idealistischer Wirtschaftsorganisator, als Jude deutscher Patriot, als deutscher Patriot liberaler Weltbürger, und als liberaler Weltbürger wiederum ein Chiliast und strenger Diener des Gesetzes.“
Vollständige Abschrift des Briefes "8.III.17.
Hoch geehrter Herr Dr. Rathenau!
Ihre Einladung auf Sonntag Abend nehme ich dankend an, werde aber erst zwischen 8 und 9 Uhr erscheinen, meines subtilen Innenlebens wegen.
Mit Ihrem Buch habe ich mich sehr gefreut und es schon genau und vollständig durchgelesen. Am meisten freute mich die Gesinnung, in der das, was der gute Mensch will, als Selbstzweck hingestellt wird. Dieser sollte allem übrigen vorangehen und zu seiner Stütze nicht fadenscheiniger Theorien bedürfen. Sodann sah ich mit Staunen und Freude, eine wie weitgehende Übereinstimmung der Lebensauffassung mich mit Ihnen verbindet (sogar inklusive der Einschätzung der Professoren).
Wenn ich irgendwo in der Opposition verharren muss, so ist es die weitgehende Funktion, die Sie dem Staate geben. Nach meiner Überzeugung sollen die Träger wirtschaftlicher Interessen keine Militärwaffen in der Hand haben. Wenn dies Ziel nicht anders zu erreichen ist bei der grossen neuen Schuldenlast der einzelnen Staaten, so würde ich einen allgemeinen Staatsbankrott weitvorziehen. Wenn man auf diesem Boden steht, kann man Gross-Staaten überhaupt keine Existenzberechtigung zuschreiben. Mir scheint der Staat nur berechtigt als Träger gemeinnütziger Institutionen, wie Krankenhäuser, Universitäten, Polizei etc. Deshalb sehe ich nicht ein, wozu Staaten wünschbar sein können, die die Provinz Brandenburg an Grösse übertreffen. Nur in derartigen kleinen Distrikten kann nach meiner Meinung ein Volksstaat dauern Bestand haben. In dieser Beziehung ist mir die Schweiz ein Vorbild, nur dass dort die Einzelstaaten so klein sind, dass sie die oben angedeuteten Funktionen kaum bewältigen können. - Ich weiss aber sehr wohl dass sich die Welt nicht meinen Wünschen gemäss gestalten wird!
Seien Sie bestens gegrüsst
von Ihrem ergebenen
A. Einstein"