Villa Garbald
Das Bergell war nicht immer abgelegene Randregion. Bevor sich die Gotthardroute samt Schienenstrang zur Nord-Süd-Hauptachse entwickelte, war das Tal der Maira eine wichtige Verbindung nach Italien. Von einstiger Bedeutung und grossem Reichtum dank im Ausland vermögend gewordener Heimkehrer, dank Söldnertum und Transitverkehr zeugen nicht nur die Salis-Paläste in Soglio aus dem 17. oder der maurisch inspirierte Palast Castelmur in Coltura aus dem 19. Jahrhundert.
Wohlstand und Weltoffenheit demonstrieren auch das Schulhaus und das Rathaus von Castasegna, die der venezianische Architekt Giovanni Sottovia zwischen 1877 und 1879 erbaute, nachdem er zwei Jahrzehnte zuvor schon das sogenannte Spaniolen-Viertel in Poschiavo gestaltet hatte. Als Kommunalbauten setzten sie markante Akzente in die urban anmutende südliche Dorferweiterung aus dem 19. Jahrhundert. Ausdruck dieses kosmopolitischen und bürgerlich-liberalen Selbstverständnisses ist ebenfalls das Wohnhaus mit Pergola und Gartenanlage, die sich der Zolleinnehmer Agostino Garbald für seine Familie von einem der damals europaweit bedeutendsten Baumeister, Gottfried Semper, entwerfen liess.
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