So beunruhigend die Bildnisse des Leidens Christi und seiner Gefolgschaft bisweilen sind, so exquisit ist ihre Ausführung, wie z.B. Juan de Mesas Kopf von Johannes dem Täufer von ca. 1620 (Kathedrale von Sevilla). Bildhauer und Maler vereinten ihre Künste, um den Gesichtern der Heiligen ein Höchstmaß an Ausdruck zu verleihen. Alonso Canos lebensgroßer Kopf des Hl. Johannes von Gott von 1655 (Museo de Bellas Artes, Granada), der Spanien nie zuvor verlassen hat, zeichnet den mitfühlenden Ausdruck von Granadas Schutzheiligem mit erstaunlicher Empfindsamkeit nach.

Zurbaráns gesteigerter Illusionismus lässt besonders im Hinblick auf seine Behandlung von Stoffen ein tiefes Verständnis von und seine Wertschätzung für die Bildhauerei vermuten. Sein Seliger Serapius von 1628 (Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford, CT), der sich einst in britischen Sammlungen befand und nun zum ersten Mal seit über 50 Jahren nach Großbritannien zurückkehrt, gehört zu den größten Errungenschaften des Künstlers. Die voluminöse weiße Kutte des Heiligen umhüllt seinen Körper in überragend ausgeführten Kaskaden aus Licht und Schatten. Zurbarán demonstriert hier, dass Malerei tatsächlich denselben verstörenden Realismus erzielen kann wie Skulptur.

Die religiöse Kunst im Spanien des 17. Jahrhunderts strebte mit kompromisslosem Eifer und schöpferischem Geist nach Realismus. Diese Ausstellung zeigt die komplexe Verbundenheit und gegenseitige Abhängigkeit zwischen den Künsten der Malerei und der Bildhauerei.

Die Herstellung einer polychromen spanischen SkulpturRaum 1 (Eintritt kostenlos)

21. Oktober 2009 – 24. Januar 2010

Eine begleitende Ausstellung in Raum 1 untersucht die technischen Aspekte der Herstellung einer polychromen Skulptur von den Details der Schnitzarbeit über die Grundierung bis hin zur abschließenden Farbgestaltung, die der Skulptur „Leben“ einhaucht. Weitere Informationen können einer separaten Pressemitteilung entnommen werden.