Historica Militär Auktion
Nachbericht: Rüstungen und Waffen der Samurai
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Presse22.11.2016
Bereits im Vorfeld der 73. Auktion hatte sich weltweit ein großes Interesse an der einmaligen, rund 300 Objekte zählenden Sammlung des Münchener Drogisten Rudolf Ott (1919 - 2010) zu japanischer Kunst und Bewaffnung abgezeichnet. Die durchaus hohen Erwartungen wurden keineswegs enttäuscht, die Versteigerung konnte mit einer Verkaufsquote von annähernd einhundert Prozent und grandiosen Zuschläge bis zum mehr als Sechzigfachen des Rufpreises geschlossen werden. Sensationelle Artefakte, wie ein aus getriebenem und graviertem Eisenblech voll beweglich in Form eines Koi-Karpfens gearbeiteter Jizai Okimono aus der Meiji-Periode (1868 - 1912) riefen wahre Bieterstürme hervor und erzielten entsprechende Hammerpreise. Im Aufruf für 8.000 Euro, fand die Flut der Gebote im vollbesetzten Saal, am Pult, an den Telefonen und im Internet erst bei 170.000 Euro ein würdiges Ende. Kunstvoll und voll beweglich gearbeitete Jizai Okimono kamen mit dem Ende der Edo Periode und der damit verbundenen Auflösung der Samurai-Kaste auf. Resultierend aus der politisch-gesellschaftlichen Entwicklung verloren in dieser Zeit auch die berühmten wie hochspezialisierten Rüstungs- und Waffenschmiede ihre Einkommensgrundlage. Daraus folgend brachten einige ihre außergewöhnliche handwerkliche Kunstfertigkeit in die Herstellung der Jizai Okimono ein.
Überaus gefragt waren auch Helme, wie ein Zehn-Platten Yane Hachi, Mitte der Edo-Periode (1603 - 1868), in Form eines verstärkten Giebeldaches, der bei einem Startpreis von 900 Euro unter großem Applaus bei 58.000 Euro zugeschlagen wurde; oder ein Vier-Platten Uchidashi Kabuto aus der zweiten Hälfte der Edo-Periode, der auf der Kalotte einen kauernden Shishi, einen Wächterlöwen, zeigte und seinem neuen Besitzer 42.000 Euro, bei einer Taxe von 4.500 Euro, wert war. Schön auch, eine Do Maru Gusoku-Rüstung aus der Mitte der Edo-Periode mit eisernem 24-Platten Helm im Stil von 1250, die mit Schätzung auf 13.000 Euro, für 21.000 Euro auktioniert wurde; ein seltenes, hochwertiges Daisho, Lang- und Kurzschwert, teils um 1530 von Vertretern der berühmten Schmiedefamilie Kanemoto gefertigt, verkauft zum Limit von 20.000 Euro und ein chinesischer vergoldeter Bronze Guanyin aus der Ming-Periode, der nun für 46.000 Euro, Startpreis 2.500 Euro einen neuen Connaisseur erfreut.
Mit dem Aufbau seiner weltweit beachteten Sammlung japanischer Waffen und Kunstgegenstände hatte Rudolf Ott bereits in den Fünfzigerjahren in München begonnen. Mit großer Leidenschaft und ebensolchem Sachverstand widmete er sich zunächst ausschließlich den japanischen Blankwaffen, erlag aber auch bald der Faszination kunstvoll gefertigter Helme und Rüstungen. In stetigem Austausch mit Sammlern aus aller Welt, besichtigte der Vielreisende deren Kollektionen und die Ausstellungen unzähliger Museen. Teils in Begleitung berühmter Fachkollegen, mehrte er auf diesen Reisen sein Wissen ebenso, wie er die Möglichkeit nutzte, seinen Besitz um einzigartige, wohlgewählte Stücke zu erweitern. Bis ins hohe Alter konnte er auf sein untrügliches Gespür vertrauen und daraus resultierend eine der umfassendsten und qualitätsvollsten Sammlungen zum Thema japanische Bewaffnung von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert aufbauen.
Antiken
Das Interesse an frühen und gut erhaltenen Bronzehelmen aus den Händen archaischer Schmiede ist seit Jahren ungebrochen. Wahre Raritäten konnten auch in diesem Herbst wieder im Kapitel der Antiken dem internationalen Fachpublikum offeriert werden. Zum absoluten Highlight erwuchs ein römischer Infanteriehelm vom Typ Weisenau, der im Übergang vom ausgehenden ersten zum beginnenden zweiten Jahrhundert nach Christus gefertigt wurde. Kaum aufgerufen mit seinem Startpreis von 25.000 Euro, überschlugen sich minutenlang die Gebote und der Zuschlag erfolgte erst bei sensationellen 105.000 Euro. Der Helm begeisterte nicht nur mit eindrucksvoller Erhaltung und belegter Provenienz für die renommierte Sammlung Axel Guttmann, Berlin, sondern wies auch die so charakteristischen beweglichen Wangenklappen, den ausladenden Nackenschutz und den Knauf zur Aufnahme der Helmzier auf. Ein prächtiges Exemplar dieses Typus, in seltener Ausführung aus Bronze, das selbst den anspruchsvollsten Sammlungen zur Ehre gereichte und nun für eine ebensolche, europäische Privatkollektion erworben wurde. Unwesentlich früher, aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, fand auch ein römischer Bronzehelm vom Typ Montefortino mit seiner, entsprechend der etruskischen Tradition, einteilig gegossenen und nachgetriebenen Kalotte unter den Bietern große Aufmerksamkeit. Gerade angezeigt für 5.000 Euro, konnte er mit 11.500 Euro mehr als das Doppelte seiner Taxe erzielen. Nicht minder kunstfertig waren die angebotenen exquisiten Arbeiten früher Gold- und Silberschmiede, wie ein überaus aparter, goldener Armreif mit fein ziselierten Widderköpfen, der im Griechenland des fünften Jahrhunderts vor Christus entstand. Gebote ab 10.000 Euro waren für ihn gefordert, 12.500 Euro musste der neue Besitzer für das 30 Gramm schwere antike Kleinod dann aufbringen. Aus anderer Zeit und Kultur, aber mit außerordentlich reger Beteiligung versteigert, erzielte erneut eine kolumbianische Skulptur der Zenú-Kultur aus dem neunten bis fünfzehnten Jahrhundert einen ausgesprochen erfreulichen Zuschlag. Die aus Goldlegierung sehr naturalistisch gearbeitete, hockende Kröte mit erhobenem Kopf konnte mit 10.000 Euro das Zweifache ihrer Taxe von 5.000 Euro erzielen.
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