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Wunschmaschinen Interventionen in der Dauerausstellung „Alltag – eine Gebrauchsanweisung“

Eine Kooperation der Universität für angewandte Kunst Wien und des Technischen Museums Wien

16 junge Künstlerinnen und Künstler, die an der Universität für angewandte Kunst Wien studieren, wurden eingeladen, auf die Dauerausstellung „Alltag – eine Ge- brauchsanweisung“ zu reagieren. Das Technische Museum Wien ist kein ge- wöhnlicher Ort für künstlerische Präsentationen. Den Künstlerinnen und Künstlern standen keine weißen Wände oder leeren Räume zur Verfügung, sie definierten selbst, wo und wie sie ihre Arbeiten präsentieren wollten. Daher dokumentiert schon die Wahl des Ortes innerhalb der Dauerausstellung, welche Themen die künstleri- sche Aufmerksamkeit anzogen. Die Projekte werfen einen unkonventionellen Blick auf die Geschichte der Technik. Die Künstlerinnen und Künstler intervenieren in und zwischen den Vitrinen, beziehen sich auf ausgestellte Gegenstände und haben ganz neue Alltagsobjekte konstruiert. Ihre Interventionen stellen unseren selbstver- ständlichen Umgang mit Technik infrage – kritisch, ironisch und poetisch. Sie führen uns hinter das Licht unserer eigenen pragmatischen Alltagsvernunft. Es geht in dieser Ausstellung nicht um technische Realitäten. Die Arbeiten eröffnen Vorstellungsräume, formulieren Wünsche und dokumentieren die Gefühle, die wir unseren Apparaten entgegenbringen. Die Künstlerinnen und Künstler provozieren dazu, eine ganz neue Sichtweise auf den Alltag und seine Rituale zu entwickeln, und sie beweisen mit ihren Projekten, dass die Fantasie des Ingenieurs und die Er- kenntnisschärfe einer Künstlerin oder eines Künstlers ohnehin nicht und nie ge- trennt zu denken sind.

In dieser Kooperation zwischen den beiden Institutionen erweist sich einmal mehr die Notwendigkeit eines weniger inter- als vielmehr undisziplinären Blicks auf die gewohnten Präsentationsformen von Technikgeschichte. Die künstlerischen Eingriffe und Kommentare statten die ausgestellten Maschinen nicht nur mit neuen Anwendungsmöglichkeiten aus. Die Künstlerinnen und Künstler rekonstruieren aus ihrer Fantasie Geschichten, die sich um diese Objekte drehen und gedreht haben könnten, illustrieren Gefühle, die diesen Maschinen vielleicht entgegengebracht wurden und sie erfinden Gebrauchsspuren, die auf die möglichen Lebenswelten der ausgestellten Gegenständen schließen lassen. Die Interventionen erinnern in all ihrer Absurdität auch an die privaten Räume, aus denen die Muse- umsstücke stammen mögen.

An der Kabine des im Museum ausgestellten historischen Aufzugs werden die Spu- ren einer eiligen Flucht zu sehen sein. Eine unbekannte Person hat Kleidungsstücke zu einem Seil verknotet und sich aus den Zwängen dieser technischen Welt davon- gemacht.

In einer Vitrine finden sich private Fotografien. Zu sehen sind darauf jedoch keine typischen Familienszenen sondern Haushaltsgeräte, Küchenfronten und andere ba- nale Alltäglichkeiten, denen sich die intensive Aufmerksamkeit der fotografierenden Hausfrau hier zugewandt hatte.

Das Publikum wird sich auch in einem Wohnzimmer wiederfinden, in dem techni- sche Funktionen nicht halten, was sie zu versprechen scheinen: das Telefon schal- tet eine Lampe ein, der Lichtschalter aktiviert den Wasserhahn und der Wasserhahn setzt wiederum den Fernseher in Betrieb. Doch das Gerät liefert mehrdeutige Bilder: Sieht man nun die gewohnten digitalen Illusionen oder gibt das Glas des Fernseh- schirms bloß den Blick auf ein Aquarium frei?

Eine andere Arbeit beschäftigt sich mit den Grenzen menschlicher Wahrnehmung. Ein kurzer Film zeigt einen jungen Mann. Zwischen dem Filmbild und den Augen der Betrachter befinden sich einige Glasscheiben. Auf den Glasscheiben sind mit dem Pinsel grobe Linien und Punkte gemalt, doch gemalte Details und filmisches Bild sind nicht mehr voneinander zu unterscheiden, digitale und analoge Information verschmelzen zu einem Gesamtbild.

Zu sehen sein werden auch Alltagsgeräte, die nachträglich verändert, verbessert und für individuelle Wünsche adaptiert wurden. Einige Arbeiten beschäftigen sich mit der Müll- und Abwasserentsorgung. In einer künstlerischen Intervention werden neue Verpackungen vorgeführt, die nicht mehr zu entsorgen sind, sondern auf natürlichem Weg aus der Welt verschwinden. Zu se- hen sind Prototypen neuartiger Verpackungen, Rotkohlblätter, die Schokoladefolie ersetzen, oder Orangenschalen, die zu Flaschen umfunktioniert sind.

Kuratorin: Brigitte Felderer
Projektmanagement: Roswitha Muttenthaler

Presse: Mag. Barbara Hafok


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