Lebenslust & T
Lebenslust & Totentanz. Olbricht Collection
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Ausstellung18.07.2010 - 07.11.2010
In der für die Kunsthalle Krems zusammengestellten, groß angelegten Schau „Lebenslust & Totentanz“ werden Werke von Albrecht Dürer mit Damien Hirst, Ernst Ludwig Kirchner mit Terry Rodgers, Francisco de Goya mit Jake & Dinos Chapman, Gerhard Richter mit Thomas Ruff und Marlene Dumas, Jonas Burgert mit Paloma Varga Weisz, Ashley Bickerton mit Marianna Gartner oder Bettina Rheims mit Cindy Sherman motivisch und inhaltlich assoziativ verbunden.
„GENAU DIESE PACKENDE VERBINDUNG ZEICHNET DIE SAMMLUNG VON THOMAS OLBRICHT AUS UND FINDET SICH IN DER AUSSTELLUNG „LEBENSLUST & TOTENTANZ“. DIE PRÄSENTATION MACHT NACHVOLLZIEHBAR, WIE DIE MENSCHHEIT IN DEN LETZTEN JAHRHUNDERTEN DER HARTEN ALLTAGSREALITÄT ZWISCHEN KRIEG UND TERROR, KRANKHEIT UND ALLGEGENWÄRTIGEM TOD IMMER AUCH DIE FLUCHT IN DIE SCHÖNE ILLUSION, IN LIEBE, LUST UND LEIDENSCHAFT SUCHTE ODER IHRE ABLENKUNGEN IN FRÖMMIGKEIT UND RELIGIÖSEN RITUALEN FAND.“ HANS-PETER WIPPLINGER
Trotz des variationsreichen und multimedialen Sammlungsansatzes ist das stringente Profil der Kollektion deutlich erkennbar als Spurensuche nach Geschichte und Geschichten in Themenbereichen, die für die menschliche Existenz signifikant sind. Bei der Auswahl an Werken für „Lebenslust & Totentanz“ hat Thomas Olbricht den beiden Kuratoren Wolfgang Schoppmann und Hans-Peter Wipplinger freie Hand gelassen. So ist die mit rund 250 staunenswerten Kunstwerken bestückte Ausstellung die bisher umfangreichste Sammlungspräsentation der Olbricht Collection:
„DIE AUSSTELLUNG VERSUCHT DIE SPEZIFISCHEN FELDER DER SAMMLUNG IN KONZENTRIERTER WEISE ANHAND VON THEMENINSELN WIE LIEBE, LUST UND SEXUALITÄT, GLAUBE UND RELIGION, TERROR UND KRIEG, MELANCHOLIE UND LEIDEN ODER TOD UND VERGÄNGLICHKEIT ZU VISUALISIEREN. THEMEN ALSO, DIE IN IHRER BEDEUTUNG UND IN DEN GRUNDWERTEN MENSCHLICHEN SEINS MIT VERGANGENEN UND GEGENWÄRTIGEN KULTUREN ENG VERBUNDEN SIND.“ HANS-PETER WIPPLINGER
Dieser intensive Blick auf Gelüste und Leidenschaften, auf Abgrund und Vergänglichkeit, auf Höllenvisionen und Tod und zugleich auf Liebe und Schönheit ist es, der die große Schau in der Kunsthalle Krems zu jener Abenteuerreise durch menschliche Emotionen macht, die sich Thomas Olbricht für die Besucherinnen und Besucher wünscht.
„KAUM EINE SAMMLUNG, DIE SICH DEN GROSSEN FRAGEN DES LEBENS PENIBLER VERSCHRIEBEN HÄTTE ALS JENE, DIE THOMAS OLBRICHT ZUSAMMENGETRAGEN HAT. IN DER OLBRICHT COLLECTION KOMMEN WIEDER DIE ULTIMATIVEN DINGE AUFS TAPET, DIE GROSSEN, DIE ALLERGRÖSSTEN, DIE DES TODES: DES GROSSEN TODES UND DES KLEINEN NICHT MINDER.“ RAINER METZGER
HANS-PETER WIPPLINGER
Sammeln als Interpretation von Weltaneignung Auszug aus dem ausstellungsbegleitenden Katalog
Die Sammlung von Thomas Olbricht ist nicht bloß eine Ansammlung bestaunenswerter, zum Teil kurioser Artefakte aus historischen Kunst- und Wunderkammern der Renaissance und des Barock, vielmehr besteht die Sammlung aus musealen Werken, die sich über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts erstrecken. Gerade aufgrund ihrer thematischen Ausrichtung lädt sie ein zu einer über die Epochen hinweg kontextualisierenden Betrachtung. Trotz des variationsreichen und multimedialen Sammlungsansatzes ist das stringente Profil der Kollektion deutlich erkennbar als eine Spurensuche nach Geschichte und Geschichten in jenen Themenbereichen, die für die menschliche Existenz signifikant sind. Und zwar auf jene fundamentalen Motive fokussierend, die nach Martin Heidegger (1889–1976) das „Sein zum Tode“ thematisieren. Das allegorische Gedicht „Trionfi“ des italienischen Dichters und Gelehrten Francesco Petrarca (1304–1374) könnte für die Ausstellungsidee Pate gestanden haben: In diesem Poem wird der Triumph der Liebe und der Keuschheit, des Todes, des Ruhms, der Zeit und der Ewigkeit eindrücklich geschildert. Die Ausstellung nimmt diese poetischen Kategorien auf, präsentiert sie in Gegenbildern, umkreist die sehnsuchtsvolle Welt des Lebens und die unausweichliche Endlichkeit des Seins. Um es mit den Worten von Georges Bataille (1897– 1962) zu sagen: „Die Erotik ist die Zustimmung zum Leben bis in den Tod hinein.“ Ob zu Zeiten der diesseitsorientierten Renaissance, während des von allegorischen Szenerien überfrachteten Barock oder in dem von Pluralismus geprägten Alltag der Gegenwart – nach Bataille ist Erotik der Ort der Übertretung und des Bewusstseinsverlusts (im Orgasmus), der durch das Aufeinandertreffen von Eros und Thanatos für die Metapher des „kleinen Todes“ steht.
Vergangenheit und Gegenwart werden anhand des Kernthemas Eros und Thanatos auf exemplarische Weise in den dargestellten Kunstwerken materialisiert und über die Epochen hinweg kurzgeschlossen. Die Werke legen kulturelle Determinationen und anthropologische Ausprägungen augenscheinlich dar und sind Zeugnisse eines ikonografischen Systems von Kunst- und Kulturgeschichte. Die Konzeption der Ausstellung sieht vor, in der gesamten Kunsthalle Krems die Werke aus der Sammlung Olbricht in thematischen Präsentationseinheiten wie Krieg, Religion, Liebe, Lust, Melancholie, Trauer und Vergänglichkeit zusammenzufassen und durch unerwartete Begegnungen einen breiten sinnlich-emotionalen Assoziations- und Interpretationsspielraum zu lassen.
KUNST- UND WUNDERKAMMERN ALS URSPRUNG DES MUSEALEN DENKENS UND SAMMELNS
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18.07.2010 - 07.11.2010