Stillleben
Die Magie der Dinge. Stilllebenmalerei 1500-1800
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Ausstellung07.09.2008 - 04.01.2009
Durch die Konzentration auf einige wenige, oft gleich bleibende Objekte konnte das Stillleben schließlich aber auch zum idealen Experimentierfeld künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten werden. Die anfangs so präsente inhaltliche Aufladung vieler Stillleben trat nun zugunsten der malerischen Gestaltung in den Hintergrund, ohne indes ganz fortzufallen. Gerade in der hierarchisch als niedrig eingestuften Gattung des Stilllebens mussten sich die spezifischen Fähigkeiten des Künstlers zeigen, beruhten Reiz und Wert eines Werks entscheidend auf der Komposition, der sinnreichen Zusammenstellung der Gegenstände, dem überzeugenden Kolorit und dem gekonnten Pinselstrich. So legen die Gemälde auch Zeugnis ab von der Könnerschaft in der augentäuschenden Wiedergabe unterschiedlichster Materialien und Oberflächen. Verschiedenartige Beleuchtungen, von der gleichmäßigen Helligkeit des Tages bis zum schwachen Schein einer einzelnen Kerze, werden erprobt und für die Inszenierung mannigfaltiger Situationen und Stimmungen nutzbar gemacht.
Am Beginn der Ausstellung, deren Anlage dem Besucher die Entwicklungsgeschichte der Stilllebenmalerei zwischen 1500 und 1800 vor Augen führt, ihn aber auch mit den wichtigsten Bildgegenständen und -typen vertraut macht, stehen die Vorformen des Stilllebens an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. So illustriert die erste Abteilung den Prozess der Emanzipation des Stilllebens vom symbolisch aufgeladenen Beiwerk religiöser Gemälde zu einem Sujet eigenen Rechts. Der folgende Abschnitt zum frühen autonomen Stillleben um 1600 mit Jan Brueghel und Georg Flegel als Hauptvertretern markiert durch eine Auswahl besonders hochkarätiger Werke einen ersten Höhepunkt der Ausstellung. Bankettstücke und Vanitas-Stillleben bilden die nächste Werkgruppe, die in die Symbolik der barocken Bilderwelt, in ihr ganz eigentümliches Changieren zwischen sinnlichem Reiz und Mahnung an die Vergänglichkeit des irdischen Seins einführt. Sichtbar wird die „Vanitas", die Eitelkeit und Nichtigkeit der Dinge, in den Bildern durch markante Symbole wie den Totenschädel, die verlöschende Kerze oder die Uhr als Sinnbild der verrinnenden Zeit.
Dagegen veranschaulichen die folgenden Abteilungen zum Fisch- und Jagdstillleben sowie zu den Kartuschenbildern die hochgradige Spezialisierung der Maler des 17. Jahrhunderts auf bestimmte Gattungen, die ihnen, oft Monopolisten des jeweiligen Genres in ihrer Stadt, auf dem Kunstmarkt strategische Vorteile bot. Ganz der Prachtentfaltung, aber auch der Demonstration feinmalerischer Virtuosität dient wiederum das Prunkstillleben, für das in der Ausstellung in erster Linie die Namen Jan Davidsz. de Heem und Willem van Aelst stehen, die beide mit einer größeren Anzahl von Arbeiten vertreten sind.
Dem 18. Jahrhundert ist das letzte Kapitel der Ausstellung gewidmet, in dem vor allem die Werke Justus Junckers, der etwa eine Birne in monumentaler Größe gleich einem Denkmal auf einen Sockel hebt, das Thema der „Magie der Dinge" besonders treffend zum Ausdruck bringen. Der große französische Stilllebenmaler Jean Siméon Chardin ist gleich mit drei seiner meisterhaften Stillleben vertreten, die mit wenigen lakonischen Pinselstrichen den Objekten eine unglaubliche Präsenz verleihen und den glanzvollen Schlusspunkt der Ausstellung markieren.
Künstler: Willem van Aelst, Pieter Aertsen, Abraham van Beyeren, Peter Binoit, Jan Brueghel d. Ä., Jan Brueghel d. J., Jean Siméon Chardin, Adriaen Coorte, Georg Flegel, Jan Fyt, Willem Claesz. Heda, Jan Davidsz. de Heem, Cornelis de Heem, David Cornelisz. de Heem, Hans Holbein d. J., Jacob van Hulsdonck, Justus Juncker, Jan van Kessel, Jacob Marrel, Abraham Mignon, Pieter de Ring, Ludger tom Ring d. J., Rachel Ruysch, Isaak Soreau, Peter Soreau, Harmen Steenwijck, Sebastian Stoskopff, Jan van de Velde, Jacob van Walscapelle, Gottfried von Wedig, Jan Weenix u. a.
Eine Ausstellung des Städel Museums und des Kunstmuseums Basel in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt, unterstützt durch die L. und Th. La Roche-Stiftung.
Katalog: „Die Magie der Dinge. Stilllebenmalerei 1500-1800", hg. von Jochen Sander, Vorwort von Max Hollein. Einleitung von Jochen Sander. Beiträge von Julie Berger Hochstrasser, Gerhard Bott, Ursula Härting, Stephan Kemperdick, Magdalena Kraemer-Noble, Heidrun Ludwig, Fred G. Meijer, Jochen Sander, Sam Segal. 366 Seiten, mit farbigen Abbildungen, deutsche und englische Ausgabe, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2008
www.kunstmuseumbasel.ch
Kunstmuseum Basel, Christian Selz
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