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ABSTRAKT – SPATIAL. Malerei im Raum

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In seinen Wandmalereien artikuliert Ernst Caramelle durch die Verwendung eines streng geometrischen Formenvokabulars die architektonischen Gegebenheiten zwar dezidiert als Flächen, doch entfalten sie gleichzeitig aufgrund der Anordnung der Farbfelder, die Schichtungen und Fluchten evozieren, eine suggestive Räumlichkeit. Caramelle setzt sich in seiner Malerei konzeptuell mit dem Ort und den räumlichen Parametern auseinander, deren Logik er durch Brechungen, Doppelungen oder Sequenzen offenlegt. In der Kunsthalle Krems formuliert er eine vierteilige, in sich geschlossene Wandfolge als Raumkörper, der den Umraum in sich aufzunehmen und spielerisch fortzuschreiben scheint.

Mit ihrer Mitte der 1980er-Jahre entstandenen Arbeit Domino schuf Helga Philipp ein Gemälde, das an die Stelle einer geschlossenen Bildform eine flexibel wuchernde Wandarbeit setzte. Die Radikalität des Werks liegt sowohl in der Auflösung des stabilen Bildformats als auch in der Eröffnung eines Dialoges mit all jenen, die Domino künftig nach eigenem Ermessen arrangieren werden. Philipps Paravent, ein als mobile Wand konzipiertes Gemälde, erinnert in seiner Auseinandersetzung mit angewandter Kunst an ihre auf Modulen basierenden Sitzmöbel. Die in ihren der kinetischen Kunst verpflichteten Arbeiten noch dominante virtuelle Bewegung des Bildes ist einer körperlichen Auffaltung gewichen.

Die aus Kartonagen, Acrylglas oder Epoxidharz modular angelegten bildhauerischen Arbeiten von Peter Sandbichler sind Reflexionen über die autogenerativen Qualitäten von geometrischen Grundformen, die eine Maximierung der Fläche zur Folge haben. Eine einmal festgelegte Ordnung bedingt als Einzelbaustein die finale Formsetzung, was auf Sandbichlers in Origamitechnik gefaltete Zeitungsseiten ebenfalls zutrifft. Dort bewirkt die Faltung auch den Übergang vom Status des temporären Informationsträgers hin zu einem jeder konsumierbaren Information enthobenen, nun auf der (Bild- )Ebene kompositorischer Setzungen funktionierenden Medium.

Eine maximal reduzierte Farbpalette trifft in den geometrisch-abstrakten Gemälden von Esther Stocker ebenso wie in ihren Rauminstallationen auf eine klar erkennbare Grundstruktur, die durch das Einfügen minimaler Verschiebungen, Störfaktoren oder Fehlstellen korrumpiert ist. Für die Kunsthalle Krems hat Stocker eine Installation entwickelt, bei der sich der begehbare, fragmentierte Bildraum durch die Bewegung der Betrachter(innen) permanent in flüchtigen Raumbildern konstituiert. Sie setzt mit minimalen bildnerischen Mitteln eine maximale Aktivierung des Realraumes in Gang.

Ingo Nussbaumer schließlich überführt mit seiner ebenfalls eigens für die Ausstellung entwickelten Lichtinstallation 3 to 42 seine profunden Recherchen zur Farbenlehre in eine rational wie sinnlich höchst reizvolle Inszenierung, indem er mittels Diaprojektoren, Spaltblenden und Wasserprismen das Licht in seine farbigen Bestandteile zerlegt und mittels Auffangschablonen deren kombinatorisches Potenzial vor Augen führt. In der Restitution des Lichtes entsteht ein schlüssiges Farbgefüge, eine „Color Proposition“, wie sie sich auch in Nussbaumers Gemälden wiederfindet.

Die Zusammenschau dieser heterogenen künstlerischen Ansätze, die eine mitunter starke formale Nähe auszeichnet, in teils eigens für die Kunsthalle Krems entstandenen Arbeiten ermöglicht eine Reflexion des spannungsreichen Beziehungsfeldes zwischen der Malerei und ihren dreidimensionalen Nachbardisziplinen.

Kuratorin: Verena Gamper
Konzept: Verena Gamper und Hans-Peter Wipplinger

Zur Ausstellung erscheint die Publikation ABSTRAKT – SPATIAL. Malerei im Raum in Deutsch und Englisch, hg. von Verena Gamper, mit Beiträgen von Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Elena Esposito, Verena Gamper, Jörg Heiser, Manisha Jothady, Ilse Lafer, Susanne Längle, Fiona Liewehr, Andreas Müller, Walter Seidl, Angela Stief, Vitus Weh und Heimo Zobernig/Hans-Christian Dany, 192 Seiten, VfmK Verlag für moderne Kunst, 2016, erhältlich im Shop der Kunsthalle Krems um 24,90 € sowie im Buchhandel.






  • 13.03.2016 - 19.06.2016
    Ausstellung »
    Kunsthalle Krems »

    Öffnungszeiten:
    Di - So und Mo wenn Feiertag 10.00 bis 18.00 Uhr
    TICKETPREISE
    Erwachsene € 10,00
    Ermäßigt € 9,00



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  • Esther Stocker „weil die Zukunft der Imagination keinen Widerstand leisten kann“ (Elena Esposito), 2016 Lackiertes Holz Courtesy Esther Stocker und Krobath Wien Foto: Oliver Ottenschläger
    Esther Stocker „weil die Zukunft der Imagination keinen Widerstand leisten kann“ (Elena Esposito), 2016 Lackiertes Holz Courtesy Esther Stocker und Krobath Wien Foto: Oliver Ottenschläger
    Kunsthalle Krems
  • Heimo Zobernig und ein Video von UTV Ein Fernsehstudio für UTV, 1999 6-teiliges Streifenbild, 8 Styroporkuben, Strukturdiagramm, 2 Rollen, Fotohinter-grundkarton: Faltposter auf Europalette, Jahres-gabe für Bonner Kunst-verein, gestaltet von UTV und Heimo Zobernig © Bildrecht, Wien 2016, Courtesy Heimo Zobernig Foto: Oliver Ottenschläger
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    Kunsthalle Krems
  • Heinrich Dunst Ohne Titel, 1996–2011 Acryl auf Sperrholz, Acryl auf Leinwand 7-teilig 225 × 160 × 12 cm, 201 × 136 × 8 cm, 215 × 45 × 45 cm 4 Teile je 75 × 60 × 10 cm Sammlung Liaunig Foto: Sammlung Liaunig
    Heinrich Dunst Ohne Titel, 1996–2011 Acryl auf Sperrholz, Acryl auf Leinwand 7-teilig 225 × 160 × 12 cm, 201 × 136 × 8 cm, 215 × 45 × 45 cm 4 Teile je 75 × 60 × 10 cm Sammlung Liaunig Foto: Sammlung Liaunig
    Kunsthalle Krems
  • Helga Philipp Paravent, 1987–1989 Öl auf Leinwand 240 × 450 cm Nachlass Helga Philipp Foto: Oliver Ottenschläger
    Helga Philipp Paravent, 1987–1989 Öl auf Leinwand 240 × 450 cm Nachlass Helga Philipp Foto: Oliver Ottenschläger
    Kunsthalle Krems
  • Peter Sandbichler DIE ZEIT, DOSSIER, 4. DEZEMBER 2014, 2015 Zeitungspapier  50 × 50 × 5 cm Courtesy Peter Sandbichler und Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Innsbruck/Wien  Foto: Peter Sandbichler
    Peter Sandbichler DIE ZEIT, DOSSIER, 4. DEZEMBER 2014, 2015 Zeitungspapier 50 × 50 × 5 cm Courtesy Peter Sandbichler und Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Innsbruck/Wien Foto: Peter Sandbichler
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