ZEITGENÖSSISCHE KUNST Radikaler Wandel um 1960
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Auktion02.06.2018
Ein außergewöhnliches Stück der Auktion ist Marina Abramovićs Skulptur Chair for departure with helmet aus dem Jahr 1991. Die 1946 in Belgrad geborene und in New York lebende Marina Abramović ist bahnbrechende Performance-Künstlerin und eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart. In mehr als fünf Jahrzehnten dienen Malerei, Filme, Objekte und Installationen als Ausgang ihrer performativen Arbeit, in der der Prozess bedeutender ist als das Ergebnis. Nach der Trennung von Ulay (Frank Uwe Laysiepen) im Jahr 1988, mit dem sie über ein Dutzend Jahre zusammenlebte und gemeinsam wie ein „fortwährendes Werk“ auftrat, beginnt Marina Abramovic mit interaktiven Objekten, den sogenannten Transitory Objects, unter Einbindung der Besucher in performative Aktionen zu arbeiten. Hierzu zählt der nun offerierte Stuhl aus Eisen, an dessen Rückenlehne ein übergroßer, aus Brasilien stammender Natur-Amethyst in der Größe eines Helms wie ein Baldachin befestigt ist und Menschen in neugieriger Erwartung darunter Platz nehmen, wie ein Würdenträger unter dem Himmel, wie ein Heiliger unter schützendem Steinbaldachin an gotischen Fassaden. Mit dieser partizipativen, symbolisch hochaufgeladenen Arbeit bringt Abramović ihre Kunst leibhaftig in den Raum. Aber diese physische Hinterlassenschaften sind im strengen Sinn nicht als Plastik gedacht, sondern, wie es die Künstlerin weisend erklärt, „als Fahrzeuge für innere Reisen, Werkzeug, das man aus der Gleichung weglassen kann, sobald man den eigenen Weg gefunden hat (Lot 626, 100/150.000). Zu einem weiteren Höhepunkt zählt eine Zeichnung von Georg Baselitz, die 1988 u.a. in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt wurde (dort als „Rebell“ betitelt). Das Frühwerk aus der Werkgruppe der Helden und Neuen Typen wird in der Literatur zusätzlich unter dem Titel „Fahnenträger“ aufgeführt. Eine Figur im Kontext eines Schlachtfeldes, erstarrt in der Situation, verwundet, zerrissen von Gefühlen, ratlos und zerstört, aber überlebend, ein Held, der tapfer die Fahne als Letzter seines Regiments präsentiert, mit übermenschlicher Größe zwischen gefallenen Kameraden stehend und allen Gefahren ins Auge sehend. Baselitz zielt mit dieser durch Krieg und Gewaltherrschaft schuldig gewordenen Heldenfigur auf eine in den 1960er Jahren tabuisierte Empfindung (Lot 615, 80/120.000). Von William Nelson Copley werden zwei Leinwände angeboten: Das großformatige Werk July 5 (Great Day Coming) von 1975, bei dem Copley die bemalte Leinwand zusätzlich mit Feuerwerkskörpern collagiert hat, kommt auf 60/80.000 (Lot 604), während das zwölf Jahre später entstandene Bild The Sun Never Sets mit 50/70.000 bewertet ist (Lot 605). Aus der breiten A.R. Penck-Offerte ragt Plato, Sokrates und Aristoteles – 6, eine Leinwand aus dem Jahr 1996 für 40/50.000, heraus (Lot 630). Norbert Bisky ist u.a. mit Havarie, einer großen Leinwand von 2010 präsent (Lot 651, 50/60.000). Gerhard Richter kleine Leinwand von 1972; die Vermalung (Braun) ist auf 40/60.000 geschätzt (Lot 631). Andy Warhol ist mit seiner bekannten Farbserigraphie Marilyn Monroe (Marilyn) von 1967 vertreten (Lot 632, 50/70.000). Eine 1998 entstandene Acrylarbeit mit Interferenzfarbe von Sigmar Polke liegt ebenso bei 70/90.000 (Lot 633) wie auch eine weitere Acrylarbeit aus dem Jahr 1999 (Lot 634). Auf 50.000 ist Chapel (August), eine Arbeit mit Röntgen-Photographien unter Stahl, von Wim Delvoye geschätzt (Lot 653). Hervorzuheben sind ferner das Anselm Kiefers Aaron von 1984 (Lot 624, 40/60.000) sowie drei Feuerbilder von Karin Kneffel Feuer XI (1) – (3) aus dem Jahr 1993 (Lots 642 – 644, je 25/35.000). Hervorzuheben ist auch eine umfangreiche Sammlung Papierarbeiten von Antonio Calderara mit der Provenienz des Galeristen August Haseke. Die zahlreichen kleineren Aquarelle werden auf insgesamt acht Lots verteilt offeriert. Die Arbeiten sind ausgeprägt monochrom und von verschwindender Zartheit und frei von Bezügen zur Gegenständlichkeit (Lots 702 – 709). Mit 40/50.000 sind die aus je zwei bis sieben Blatt bestehenden 18 Progetti aus der Zeit um 1967/1968 am höchsten bewertet. Dank verschiedenen vollständig ausgeführten Blätter kann man sehr genau den Werkprozess nachvollziehen (Lot 706). Zeitgenössische Kunst + Photographie Ein Gruppe zeitgenössischer photographischer Arbeiten wird wie üblich im Rahmen der Auktion "Zeitgenössische Kunst" zum Aufruf kommen, darunter einige Highlights wie der großformatige Pigment-Print von Gregory Crewdson „Untitled (Secret Liaison, aus der Serie: Beneath the Roses)“. Es ist das Rätselhafte der an eine Filmszene erinnernden Inszenierung, das die Aufnahmen des Amerikaners so eindringlich macht (Lot 646, € 30/40.000). Von der koreanischen Photographin Kim In Sook, die für ihre Serie „Inside out“ mit minutiös arrangier- ten Ansichten von modernen Häuserfassaden und dahinter agierendem Personal bekannt ist, stammt die Aufnahme des „Kunstmuseums Stuttgart“ aus dem Jahr 2010 (Lot 652, 30/40.000). Weitere Werke dürften das Interesse der Sammler wecken, darunter Wolfgang Tillmans bekanntes Stillleben „Window/Caravaggio” (Lot 873 € 6/8.000) sowie die “Bibliothek Madrid IV” von Candida Höfer (Lot 729, € 6/8.000).
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02.06.2018Auktion »
Lempertz Auktion 1111 Vorbesichtigung Köln
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2. Juni 2018, 14.00 Uhr, Köln
26. – 30. Mai http://www.lempertz.com/kataloge.html