Angelika Jäkel
Wir haben eine feuchte Phantasie. Darin ist Wasser das Auge der Erde - ein helles Auge, in dem klare Teiche zu Spiegeln werden, die uns unser eigenes Bild sehen lassen und jeden von uns zum Mittelpunkt der Welt machen.
Angelika Jäkels Wasserbilder sind Momentaufnahmen genau dieses Erfahrungsprozesses.
Mit großem handwerklichen Geschick gelingt es der Künstlerin, in teils entspannt wirkenden, teils äußerst unruhigen Bildern das Phänomen der ständigen Veränderung, den berühmten, Heraklit zugeschriebenen Satz "panta rhei" - alles fließt - in manchmal auf nur zwei Farben reduzierte, dann wieder vielfarbigen Schwingungen einzufangen.
Ihre Wasserbilder basieren zwar auf Fotografien, der exaktesten Möglichkeit, die materielle Welt abzubilden, sind jedoch nicht als realistische Malerei im eigentlichen Sinn zu verstehen. Denn im Atelier geht Angelika Jäkel einen entscheidenden kreativen Schritt weiter: Sie malt nicht einfach fotografierte Wirklichkeit ab, sondern nimmt diesen oder jenen Bildausschnitt, präzisiert oder abstrahiert, reduziert das Offensichtliche und löst sich damit von einem schlichten Abbild der Natur. So nähert sie sich dem, was unser Geist vollbringen kann, wenn wir ihn frei wandern und mit dem Augenblick verschmelzen lassen. Obendrein gelingt der Künstlerin dabei die Aufhebung des größten Paradoxons jeder abstrahierenden Malerei - Angelika Jäkel entfernt sich vom vorgefundenen Naturbild, transzendiert es und verweist gerade so doch wieder darauf.
"Schönheit liegt im Auge des Betrachters", wie das Sprichwort sagt. Aber unabhängig davon, ob uns das eine oder andere Bild mehr oder weniger gefällt, ob wir es nur dekorativ finden oder mehr darin sehen - jedes der hier ausgestellten Wasserbilder bietet uns eine Chance im wahrsten Sinne des Wortes:
Es hat gewissermaßen auch eine therapeutische Wirkung, indem man im Einfachen und Unscheinbaren die wesentlichen Dinge wieder entdeckt. Man kann die Augen wandern lassen und darüber sinnieren, was sich dort spiegelt, welche Reflexionen zu erkennen sind. Und dabei können wir als Betrachter ruhiger und zentrierter werden, mehr im Augenblick verweilen, und vielleicht sogar ein Fenster öffnen mit Blick auf … uns selbst.
Schließen möchte ich mit einem Wort des südafrikanischen Biologen und Verhaltensforschers Lyall Watson: "Wir haben eine feuchte Phantasie. Darin ist Wasser das Auge der Erde - ein helles Auge, in dem klare Teiche zu Spiegeln werden, die uns unser eigenes Bild sehen lassen und jeden von uns zum Mittelpunkt der Welt machen.
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