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Linden-Museum


Linden-Museum Stuttgart, Staatliches Museum für Völkerkunde
Hegelplatz 1
de
70174 Stuttgart
Tel.: +49 [0]711.2022-3
Fax.: +49 [0]711.2022-590
mail@lindenmuseum.de

Wir sind ein Völkerkundemuseum. Wir betrachten alle Kulturen als gleichwertig.
Wir übernehmen Verantwortung für das kulturelle Gedächtnis der Menschheit.
Unsere Sammlungen sind unsere Herausforderung und unser Ansporn.
Wir stellen die Vielfalt menschlicher Kultur dar und verwirklichen die unmittelbare, sinnliche wie intellektuelle Begegnung mit originalen Objekten.
Wir sensibilisieren für die Dynamik kultureller Prozesse und die Welt von gestern, heute und morgen.
Wir fördern aktiv die Begegnung und den Dialog zwischen Menschen verschiedener Kulturen.
Unsere Besucher beleben unser Museum. Wir machen unser Museum für die Besucher attraktiv.
Wir sind aktiver Partner – weltweit und lokal.
Wir sind ein Team, das gemeinsam Ziele realisiert.
Wir verändern unser Museum.

Das Linden-Museum – die Welt in Stuttgart

Vorgeschichte – der Württembergische Verein für Handelsgeographie
Die Geschichte des Linden-Museums beginnt mit der Gründung des „Württembergischen Vereins für Handelsgeographie“ am 27.2.1882. Als die Wirtschaftskrise in den 1870er Jahren Deutschland heimsuchte und die Inlandsmärkte weg zu brechen drohten, sah man sich gezwungen, in Übersee neue Absatzmärkte zu erschließen. Als ab 1884 Deutschland in den Besitz eigener Kolonien kam, sah sich der Stuttgarter Verein auch als Informationsplattform für die hinzugewonnenen Länder in Afrika, Asien und der Südsee und half Auswanderungswillige, sich auf das Leben in den Kolonien vorzubereiten. Schon früh wurde an die Gründung eines Handelsgeographischen Museums gedacht.

Karl Graf von Linden – Gründung und Bau des Linden-Museums
Karl Graf von Linden (1838-1910), Jurist und zuletzt Oberkammerherr am württembergischen Königshof, übernahm den Vorsitz des „Württembergischen Vereins für Handelsgeographie“ und trat für eine ethnologische Ausrichtung des neuen Museums ein, in welchem die verschiedenen Kulturen in ihrem damaligen Bestand gesammelt und dokumentiert werden sollten. Theodor Wanner, Kaufmann und Schatzmeister des Vereins sowie Generalkonsul von Schweden, stellte sich hingegen ein Handelsgeographisches Museum vor, welches vor allem als Basis für die Vorbereitung von deutschen Auswanderern dienen sollte. Die Entscheidung fiel zugunsten eines „Ethnographischen Museums“ mit völkerkundlichem Schwerpunkt, welches am 1.6.1889 im Haus der Wirtschaft eröffnet wurde.

Die schnell wachsende Sammlung erforderte, sich nach einem neuen Standort umzusehen und man entschied sich zum Bau eines eigenen Hauses am heutigen Standort, dem Hegelplatz. Der Grundstein zum neuen Museum wurde am 10. Januar 1910 gelegt, einige Tage vor dem Tod des Grafen von Linden. Am 28. Mai 1911 wurde das Haus unter dem Namen seines Gründers eingeweiht. Seither trägt das Haus den Namen „Linden-Museum“.

Das Museum – Zeit der Weltkriege
Dr. Augustin Krämer, der erste Direktor des neuen Museums, versuchte, der Weisung von Lindens folgend, ein Völkerkundemuseum von Weltruf aufzubauen. Er folgte damit von Lindens Bestreben, die Lebenszeugnisse indigener Kulturen vor deren Untergang zu retten und zu dokumentieren. Für Wanner standen hingegen nach wie vor die Kolonialinteressen im Vordergrund. Der 1. Weltkrieg brachte 1918 das Ende der Kolonien. Dr. Theodor Koch-Grünberg folgte Krämer als neuer Direktor von 1914 bis 1924. Zu Beginn der 30er Jahre verschlechterte sich die finanzielle Situation des Museums. Eine Übernahme des Museums durch die Machthaber des 3. Reiches konnte jedoch verhindert werden. Im Hinblick auf die bevorstehenden Luftangriffe während des Krieges wurden ab Herbst 1942 große Teile der Objekte ausgelagert. Großobjekte wie Originalboote oder Großmasken konnten leider nicht ausgelagert werden und fielen dem Krieg gänzlich zum Opfer. Bei einem Luftangriff am 14. September 1944 wurde das Linden-Museum leicht beschädigt. Erheblich schwerwiegender war die Zerstörung des Hauses durch einen Flächenbrand, der sich vermutlich durch die Lagerung von beschlagnahmten Möbeln aus jüdischem Besitz in den Räumen des Museums, schnell ausbreitete. Nur das Untergeschoss des Museums blieb erhalten.

Das Museum – Kriegsende bis heute
Unmittelbar nach Kriegsende wurde das Linden-Museum als eines der ersten zerstörten Gebäude in Stuttgart wiederhergestellt. Nachdem zunächst ein Großteil des Gebäudes dem Kultusministerium Württemberg-Baden zur Verfügung gestellt wurde, kamen bis 1952 die ausgelagerten Bestände wieder zurück und die ersten Dauerausstellungen zu den Bereichen Südsee und Afrika wurden aufgebaut, später auch eine zu Amerika. Der Wiederaufbau des Museums hatte das Vermögen des Vereins aufgezehrt. Ab 1953 erklärte sich die Stadt Stuttgart bereit, die Kosten des Museums zu tragen und ab 1964 übernahm auch das Land ein Drittel aller Museums-Kosten. Am 15. Oktober 1973 wurde schließlich ein Vertrag aufgesetzt, der die Trägerschaft des Museums durch das Land Baden Württemberg sicherte. Das Linden-Museum wurde dadurch ein Landesmuseum und lag in der gemeinsamen Trägerschaft von Stadt und Land. Ende der 70er Jahre konnte schließlich wieder das ganze Haus vom Museum genutzt werden. Nach umfangreichen Sanierungen wurden im Sommer 1985 die neu entstanden Dauerausstellungen für Alt-Peru, Nordamerika, Afrika, Orient und Südsee eröffnet. Ein Jahr später folgte die Einrichtung der Dauerausstellung für Süd- und Ostasien. In allen Bereichen wurden Erlebnisbereiche eingerichtet wie die japanischen Teestube, der orientalische Basar, der Tibetaltarraum und das Kamerun-Haus, die bis heute erhalten sind. Zur Jahrtausendwende verzeichneten die Bereiche von Süd- und Ostasien im Jahr 2002 modernisierende Veränderungen, dann Lateinamerika (2003) und Nordamerika (2004).

Im Zuge des 100-jährigen Jubiläums im Jahr 2011 erschien das Haus in leicht verändertem Gewand: Die Umgestaltung des Vorplatzes mit einer metallenen Kugel, ein Schriftzug an der Fassade und einer neue Stele im Eingangsbereich sollen Passanten und Besucher auf unser Haus aufmerksam machen. Im Foyer empfängt den Besucher eine neue Informationstheke samt Leitsystem.

Prof. Dr. Inés de Castro

Bildnachweis: